AUSGANGSLAGE

Nach Deutschland geflüchtete Menschen, die berufliche Bildung und Erfahrung in einem bestimmten Bereich mitbringen, haben oft Schwierigkeiten wieder in ihren Beruf zurückzukehren. Das hat verschiedene Gründe: große Zeiterfordernis beim Erlernen der deutschen Sprache, unterschiedliche Berufsbilder und Anforderungen, nicht anerkannte Abschlüsse und vieles mehr. Für die meisten dieser Angelegenheiten gibt es staatliche Angebote und Beratungsstellen.

In unserer täglichen Arbeit erleben wir aber auch, dass das Problem grundlegender ist. Menschen finden nicht in ihren Beruf zurück, wenn sie niemanden in der Branche kennen, keinen Zugang zu ihr finden und somit auch kaum Möglichkeiten haben, überhaupt eine erste relevante Praxiserfahrung zu sammeln. Kurz gesagt: Es ist oft eine große Herausforderung, das nötige Sozialkapital aufzubauen, um in der eigenen Branche wieder Fuß zu fassen.

ANSATZ

In unserem beruflichen Mentoringprogramm bringen wir Einheimische und Neuangekommene mit ähnlichen beruflichen Kompetenzen zusammen. Während eines mehrmonatigen Mentorats, auf das alle Teilnehmenden im Rahmen eines Trainings und Teambuildings vorbereitet werden, arbeiten die Mentoring-Tandems an ihren selbst miteinander vereinbarten Zielen. Dazu treffen sie sich in der Regel einmal alle ein bis zwei Wochen. Wir schreiben keine Ziele vor, denn die Startsituation eines jeden Tandems ist anders. Allerdings geben wir Unterstützung bei der Zielsetzung. Die sollte ambitioniert genug sein und gleichzeitig nicht überfordern.

SINGA begleitet den Mentoring-Prozess durch regelmäßige Veranstaltungen für die Teilnehmenden des Programms, in denen sie sich über ihre bisherigen Erfahrungen austauschen und gegenseitig unterstützen können. Es ist uns wichtig, dass das Mentoring eine Lernerfahrung für alle Beteiligten darstellt und auch dazu dient, berufliche Netzwerke zu bauen, die Neuangekommenen und Einheimischen sonst wahrscheinlich verschlossen wären.

ERGEBNISSE

Bisher haben wir 86 Mentoringpaare in diversen Berufsfeldern zusammengebracht. Die Erfolge sind so unterschiedlich, wie die oben erwähnte Zielsetzung. Über 95% der Teilnehmenden haben das Programm als Unterstützung in ihrer beruflichen Orientierung erlebt. Das spiegelt sich in einer ebenso hohen Weiterempfehlungsquote wieder. Knapp zwei Dritteln der Neuangekommenen wurden während des Mentorats eine Praktikums- oder Arbeitsstelle angeboten. Eine ebenso hohe Anzahl hat mit Abschluss des Mentorats einen festen Weiterbildungsplan in der Hand. Die MentorInnen haben uns ein vergleichbar positives Feedback gegeben. Viele gehen (trotz Vorbereitung von uns) mit der Erwartung in das Mentorat, vor allem in einer gebenden Rolle zu agieren und sind hinterher überrascht, wieviel sie für sich selbst aus der Erfahrung ziehen. Die meisten sind grundsätzlich bereit, zu einem späteren Zeitpunkt ein zweites Mal eine Mentoring-Beziehung einzugehen.

SINGA ist der Freund, den jeder Neuangekommene braucht. Durch SINGA habe ich die neue Gesellschaft besser kennengelernt. Das Mentoringprogramm hat mir den Einstieg ins Arbeitsleben ermöglicht. Danke SINGA, dass du da bist.
Firas FattalMentee, 3. Mentoringzyklus
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